Die Herstellung von Schwarzpulver:

Obwohl Schwarzpulver seit 2000 Jahren benutzt wird, heißt das nicht, daß seine Herstellung einfach ist, da zahlreiche Parameter beim Mahlen beachtet werden müssen. Insbesondere durch Reibung wird die Explosionsgefahr bestimmt. Die technische Herstellung von Schwarzpulver erfolgt generell durch Vermahlen der Einzelkomponenten zu einem möglichst homogenen Gemisch. Um Staub niederzuhalten und Reibungswärme abzufangen, wird beim Mahlen 5-10gew% Wasser zugesetzt. Auch angefeuchtetes Pulver kann explodieren, weshalb heute nicht mehr mit verschlossenen Systemen, sondern mit Kollern gemahlen wird.

Gefährlicher ist das Vermahlen in der Kugelmühle, da hier im Explosionsfall die Mühle explodiert und die Gefäßfragmente und Kugeln umherschleudert werden (Ausbreitungsgeschwindigkeit 600m/s, Druckaufbau bis 2000bar). Die Abbrandgeschwindigkeit ist von der Mahlzeit abhängig und nährt sich asysmdotisch an einen Maximalwert an. Dieser Maximalwert wird von der Art der verwendeten Kohle bestimmt. Kohle von weichen Hölzern ist in der Regel wesentlich besser geeignet als Hart- oder Mischholzkohle. Die innere Oberfläche ist auch nur teilweise von Bedeutung und unbedeutend im Vergleich zur äußeren: Aktivkohle ist ein sehr schlechter Brennstoff für Treibladungen, es brennt sehr langsam und kann für Raktentreibstoff und Funkenmischungen verwendet werden.

Gut für schnellbrennende Pulver geeignet sind Faulbaum, Erlen- und Bchenholz, Weiden- Linden- Hanf- und Cocoskohlen (in dieser Reihenfolge). Grund ist die bessere Verkohlung der prösen Weichhölzer, bei der die entstehenden Holzgase leicht austreten können. Man erreicht so bereits nach kurzer Heizzeit bei niedriger Temperatur einen ausreichenden Kohlenstoffansteil (80%) bei geringem Asche- und Gaphitierungsanteil. Der optimale Kohlenstoffgehalt liegt bei 80+2%. Der Gaphitierungsanteil beschreibt den Grad der Cyclisierung des Kohlenstoffs, es bilden sich keine geschlossenen Graphitgitter, sondern durchbrochene Grobstrukturen mit zahlreichen Sauerstoffeinschlüssen.

Die Einführung rauchschwacher Schießpulver aus Schießbaumwolle (Nitrocellulose) oder aus Schießbaumwolle mit Nitroglyzerin (Sprengöl), verbesserte Verfahren und die Entdeckung des Dynamits durch Alfred Nobel (1867) ließen eine Sprengstoffindustrie entstehen, mit der kleine und mittlere Pulvermühlen nicht mehr mithalten konnten.

 

 

Der ständig steigende Bedarf an Pulver sorgte zu Beginndes 15. Jahrhunderts für die Entstehung der ersten Pulvermühlen, da die Pulvermacher und Büchsenmeister in ihren Handmörsern nur geringe Mengen herzustellen in der Lage waren. Die Kunst der Zubereitung des Schießpulvers lag in der Dichte und im Mischungsverhältnis, das je nach Verwendung als Kanonen-, Musketen-, Flinten-, Pistolen- und Sprengpulver schwankte und außerdem von Land zu Land verschieden war.



Später setzte man für diese Arbeit Walzmühlen ein, sogenannte Kollergänge mit aufrecht stehenden, mühlsteinähnlichen Läufern aus Marmor, was die Explosionsgefahr minderte. Bei diesen liegt das Pulver offen auf dem Mahltisch und wird ständig von tonnenschweren Eisenrädern überrollt. Im Falle einer Zündung verpufft das Pulver, ohne Schaden anzurichten (Ausbreitungsgeschwindigkeit 20m/s, Druckaufbau 1-2bar).

Den verdichteten Pulverzusatz preßte man anschließend zu Pulverkuchen, zerkleinerte diesen grob und brachte ihn in eine Körnmaschine, wo er zerrieben und gesiebt wurde.

Abschließend mußten die feuchten Pulverkörner entweder an der Luft im Freien oder in Trockenhäusern (Dörrstuben) getrocknet werden; vielfach wurden sie auch noch zusätzlich in rotierenden Trommeln poliert. Das fertige Schießpulver verpackte man in mit Zinnfolie ausgelegten Fässern und bewahrte es an einem sicheren und völlig trockenen Ort, in sogenannten Pulvermagazinen oder Pulvertürmen, auf.

Die aus dem Kriegswesen bekannte Sprengwirkung des "Krauts" Schwarzpulvers wurde erstmals für zivile Zwecke in Tirol angewandt, beim Ausbau des Kuntersweges im Eisacktal zu einer Fahrstraße, der 1481 begonnen wurde. Die Verwendung von Schießpulver im Montanwesen ließ auf sich warten, weil die Auswirkungen einer Sprengung unter Tage zunächst einfach nicht zu kontrollieren waren. Mit der bergmännischen Schießarbeit wurde erst 1617 im niederungarischen Schemnitz - angeblich durch den Tiroler Bergmann Caspar Weindl - und ein ]ahr später in St, Lamprecht in der Steiermark begonnen.