Die
Verbrennung von Schwarzpulver: |
Eigenschaften
des Schwarzpulvers Entzündlichkeit:
Schon kleinste Funken minimaler Energie reichen zur Zündung aus. Gegen
elektrische Entladungen ist Schwarzpulver allerdings relativ unempfindlich.
Es erzeugt aufgrund seines Feststoffgehalts große, langziehende
Flammbilder. Verbrennungsformel
nach Kast: 74 KNO3
+ 30 S + 16 C6H2O (Holzkohle) -> 56 CO2 + 14 CO + 3 CH4
+ 2 H2S + 4 H2 + 35 N2 +
19 K2CO3 + 7 K2SO4 + 2 K2S
+ 8 K2S2O3 + 2 KCNS + (NH4)2CO3
+ C + S Die Feststoffe
(Schlacken) sind hier dunkelgrau dargestellt, die Gase hellblau. Berechnet
man mit den Molmassen die Gewichtsanteile der Reaktion, so erhält man
die oben angegebenen Relationen. Berechnet man die freie Reaktionenthalpie
(Thermodynamik) der Reaktion, erhält man mit guter Übereinstimmung
mit der Realität eine "Verbrennungsenergie" von 2,8kJ/g.
Allerdings sei darauf hingewiesen, dass diese Formel nur nährungsweise
stimmt, da zum Beispiel das Hirschhornsalz, thermisch instabil ist und schon
bei Raumtemperatur in Ammoniak und CO2 zerfällt. Bei den hohen
Temperaturen nach der Verbrennung ist es praktisch nicht nachzuweisen,
sondern bildet sich erst im anschlss der Reaktion
beim Abkühlen der Primärprodukte. Da nur durch Expansionsarbeit
die entstehende Energie in Arbeit umgestezt werden
kann, ist seine Leistung wesentlich geringer als die moderner
Treibladungsmittel ohne Feststoffanteil, obwohl seine Verbrennungswärme
größer ist (2,4-3,4kJ/g). Der Hauptteil seiner Energie wird
also zur Aufheizung der Schlacken verbraucht Lineare Abbrandgeschindigkeit: Die Fortpflanzung der Verbrennung
im Material ("Korn") selber: Hier ein mit Schwarzpulver
gefülltes Papprohr mit 10cm Länge. Bei einer lineare
Abbrandgeschindigkeit von 10cm/s zeigt fig a bis d die Pulversäule nach der Anzündung
0s, 0.25s, 0.5s und 0.75s. Die lineare Abbrandgeschindigkeit
liegt weit unter der Ausbreitungsgeschwindigkeit!!! Der Vorgang
der Verbrennung von Schwarzpulver: Der Vorgang der
Verbrennung von Schwarzpulver umfasst drei Schritte:
Die Entflammung geschieht an der Oberfläche des Pulverkorns. Die
entstehenden Verbrennungsgase entweichen durch die Beiwege und setzten die
Oberfläche des restlichen Pulvers in Brand. Dieser Vorgang setzt sich
mit bis zu 600m/s in alle Richtungen fort und kann für kleine
Brennräume als instant angenommen werden. Allerdings wird bei zu geringer Korngröße die
Luftstromkapazität (etwa quadratische Abhängigkeit von der
Korngröße) zu klein, um die Anzündung weiterzuleiten. Das
Pulver wird dann in Abbranndrichtung komprimiert und brennt nur noch an einer
Grenzschicht. Der Massedurchsatz geht dann stark zurück und wird extrem
druckabhängig, stark verdämmte Pulver können also feiner
gekörnt werden, um das Wirkungsmaximum zu erreichen. Das gleiche gilt
für Pulvergemische verschiedener Korngrößen: Die kleineren
Körner verstopfen gleichsam die Kanäle des groben Pulvergemisches.
Die Entflammung kann also nicht so schnell und gleichmäßig
ablaufen.
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Es werden nun
zwei Körnungen eines Schwarzpulvers mit einer Korndichte von 1,7mg/mm3 mitteinander verglichen:
Bei einer
linearen Abbrandgeschwindigkeit von 10cm/s verbrennt:
Wenn nach 5ms
das feine Pulver bereits verbrannt ist, besitzt das große Korn noch
einen Durchmesser von 7mm und einen Rauminhalt von 179,5mm3 und
wiegt noch etwa 306mg, ist also noch zu ca 67%
unverbrannt. Man sieht, daß das feine Pulver
in diesem Zeitraum etwa den dreifachen Druck zu erzeugen vermag. Siehe bitte
auch Schaubild am Ende der Seite. Mit den obigen
Erkenntnissen wollen wir nun den Vorgang der Verbrennung etwas näher
betrachten, um die Bedingungen seines Abbrandes genauer abzuschätzen: Es seien 2
Bohrlöcher mit Schwarzpulver zu je 8cm Durchmesser und 20cm Länge
gefüllt, ihr Volumen beträgt je ein Liter. Das erste wird mit 1,5kg
Sprengpulver 8 (8mm) und das andere mit 1,5kg Sprengpulver 1 (1mm). Beide
werden mit einer aushärtenden Masse dicht verschlossen und elektrisch
gezündet. Bei beiden breitet sich die Zündung mit einer Geschwingkeit von 400m/s aus. Der Zünder sitzt
jeweils in der Mitte der Ladung, also bertägt
die Entfernung zum Rand des Bohlochs 4cm, die
Entfernung zu den Enden der zylindrischen Brennkammer je 10cm. Das heisst also, dass die Ausbreitung der Verbrennung zu den
Zylinderwänden je 0,1ms benötigt, die Pulverschichten an den Enden der
Ladung werden nach 0,25ms erreicht. Bei beiden Kornsorten sind die
Körner in der Mitte der Ladung also im Durchmesser schon 0,05mm
abgebrannt (geschrumpft) , die Schichtdicke hat um
0,025mm abgenommen. Das SP8 ist
nach 5ms um eine Schichtdicke von 0,5mm abgebrannt, es sind
noch 1kg unverbrannt, 0,5kg sind bereits umgesetzt. Zu Gas reagieren davon
44%, es entstehen also 220g Gas. Im Nomalzustand
(Raumtemperatur) hätte dieses ein Volmen von
150l, also dem 450fachen des durch seine Verbrennung freigewordenen
Raumanteils. Das entspräche einen Druck von 450
Atmosphären, also würde jeder Quadratzentimeter des Gesteins mit
einer Kraft von 450kg nach außen gedrückt. Allerdings herscht im Bohrloch nun eine Temperatur von 2000°C.
Das hat zur Folge, das sich das Gas im Normalfall
auf ein Volumen von 1150l ausdehnen würde, was es im Bohloch
natürlich nicht kann. Deshalb steigt der Druck auf 3450bar an, pro
Quadratzentimeter wirkt also eine Kraft von 3,45 Tonnen nach außen.
Dieser gewaltige Druck reicht nun aus, natürliche Risse im Gestein zu
erweitern und Risse zu erzeugen. Die nächsten 35ms strömen dann
Verbrennungsgase in die neu entstandenen Hohlräume und wirken dort auf
die neuen Grenzflächen. Das SP1 ist
nach dieser Zeit bereits vollständig verbrannt, da genau die dreifache
Masse abreagiert hat, gelten alle oben gemachten Berechnungen analog, mit dem
Faktor 3 multipliziert. Der Druck in der Bohrkammer würde also
wesentlich schneller erreicht werden, allerdings den obigen Wert von 3450bar
nicht übersteigen, da pro Volumen die gleiche Menge Gas und Energie
entstehen. Da aber dem dreifachen der Gasmenge bei der gleichen Temperatur
auch das Dreifache an Platz zur Verfügung steht, ist der Druck also
gleich. Beim SP8 wirkt
der Druck allerdings 40ms, beim SP1 nur 5ms auf das Gestein ein, gesetzt den
Fall, die Bohrkammer bliebe jeweils bis Ende des Abbrandes stabil. Dies ist
aber nicht so, bereits bei 1000bar fängt das umgebende Material an, sich
zu setzten. Dabei vergrößert sich das Volumen der Brennkammer. Das
Ziel bei der Wahl einer geeigneten Körnung ist nun, das die Verbrennung
gleichmäßig mit der Vergrößerung des Volumens
abläuft. Dabei ist die Vergrößerung abhängig vom
Material, je härter dies ist, desto langsamer ist die Aufweitung.
Deshalb wird bei harten Gesteinen ein Pulver geringer Korngröße
gewählt, das schnell einen hohen Druck aufbaut. Weiten sich die
die Bohrlöcher während der ersten 5ms nämlich auf das
dreifache ihres Ausgangsvolumens (3l) auf, so erreicht SP8 nach 5ms einen
Druck von 494bar, das SP1 dagegen 1150bar. Diese 1150bar sind der
Maximalwert, mehr Druck wird nicht erreicht und er fällt dann schnell
wieder ab, da nach Beendigung der Verbrennung die Temperatur durch Expansions-arbeit der Gase und Kühlung durch
Konvektion rasch absinkt. Hat der Hohlraum nach 40ms ein Volumen von 45l
erreicht, erzeugt das SP8 bei einer Temperatur von 1800°C noch einen
Druck von 700bar, das SP1 bei 1100°C dagegen nur noch 400bar. Das grobe
Pulver hält also einen geringeren Druck länger aufrecht, weshalb es
für weiche Gesteine besser geeignet ist als feines Pulver. Das feine
dagegen wird in harten Gesteinen angewendet, es schiebt weniger lang, aber
dafür stärker. Dies gilt auch
für Anwendungen als Treibmittel für Geschosse: Ein feines Pulver
erreicht schnell einen hohen Druck, allerdings nur für kurze Zeit, da er
sehr schnell wieder abfällt, wehalb für
kleine, leichte Geschosse ein feines, für große, schwere dagegen
ein grobes Pulver verwendet wird. (1) Die Nitrocellulose-Treibmitt el sind sehr
stark druckabhängig, bei Normaldruck bren nen sie nur sehr viel
langsamer, unter gutem Einschluss aber sehr viel schneller als Schwarzpulver.
Da sie sowieso mehr Gas erzeugen, kann man den Druck viel höher treiben
als mit Schwarzpulver. (2)In der Pyrotechnik sind die entstehenden heißen
Schlacken allerdings von größtem Vorteil, da sie andere
pyrotechnische Sätze mit großer Zuverlässigkeit
entzünden. Hier ist auch die relativ druckunabhängige lineare
Abbrandgeschwindigkeit von Vorteil, da das Pulver auch bei
geringen Drücken schnell abbrennt. Organische Treibladungspulver
würden bei den geringen Drücken
erlöschen oder in eine Verbrennung übergehen. |
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Körnung
8mm |
Körnung
7mm |
Körnung
6mm |
Körnung
5mm |
Körnung
4mm |
Körnung
3mm |
Körnung
2mm |
Körnung
1mm |
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Zeit
nach |
0ms |
5ms |
10ms |
15ms |
20ms |
25ms |
30ms |
35ms |